Israel sei nicht für seine kulinarischen Höhenflüge berühmt, lese ich irgendwo beim Rumklicken im Netz. Wer auch immer der Verfasser dieser Zeilen war, kennt wahrscheinlich nur den Pizza Hut im Flughafen Terminal. Abschrecken lasse ich mich davon nicht. Flug gebucht. 5 Tage Israel erwarten uns.

Schon zwei Wochen später ruckeln wir mit unserem Mietwagen durch die Wüste Negev. Das Auto ist brandneu, versprach uns der Servicemitarbeiter am Flughafen. Weil wir drei Tage in der Wüste planen, schließen wir noch eine (absolut überflüssige) Zusatzversicherung gegen Kratzer und Steinschlag ab. Zwei Stunden später blinkt erstmals die Motorleuchte auf. Ständig würgt der Motor ab. Brandneu? Wir tun, was man immer tut: Ignorieren und weiterfahren.

Mitzpe Ramon in Israel
Mitzpe Ramon in Israel

Was macht ihr denn in Mitzpe Ramon?

Unser erste Nacht führt uns nach Mitzpe Ramon, etwa 2 Autostunden von Tel Aviv entfernt. In der israelischen Kleinstadt gibt es nichts, wenn man von einem 40km breiten Wüstenkrater und etwa 200 Katzen absieht. Wer zu den Topverdienern gehört, residiert im Beresheet Hotel, einem der teuersten Hotels Israels. Wir nicht.

„Warum wir eigentlich hier sind?“, will unsere Hostelbetreiberin nach unserer Ankunft etwas ungläubig wissen. „Wir wollten auch was anderes sehen, nicht nur Stadt,“ antworten wir. So ganz überzeugt ist sie nicht. Was an einem Wüstenort am Arsch der Welt für Mitteleuropäer aufregend ist, kann eine Einheimische wohl nur schwer nachvollziehen. Alle anderen Hostelgäste sind Wanderer.

Dabei war schon der Weg nach Mitzpe Ramon eine echte Zeitreise. Nach etwa einer Stunde machen wir Stopp in Be’er Scheva, um in dem wohl merkwürdigsten Supermarkt Israels noch ein paar Snacks zu besorgen. Danach folgt nur noch Wüste. Wir passieren Beduinenstädte, Kinder treiben auf Eseln ihre Ziegen ein. Kamele auf den Straßen. Die Schilder warnen vor Feuerschusszonen des Militärs. Beeindruckend und befremdlich, irgendwo dazwischen.

Am nächsten Tag bestaunen wir im Nieselregen den riesigen Krater und schlendern durch das verlassene Städtchen, dass mich mit seiner Hässlichkeit an Gropiusstadt erinnert. Es gibt einen Supermarkt und 3 Bistros, alles hat zu, es ist Sabbat. Überall liegt Müll: Leere Flaschen, benutze Hygieneartikel, leere Verpackungen. Auf dem Trimm-Dich-Pfad in der Dorfmitte treibt ein Bewohner eisern sein Sportprogramm auf den rostigen Geräten. Ansonsten begegnen uns nur Katzen. Streicheln lassen sie sich nicht, macht man hier wohl nicht. Es ist furchtbar trostlos. Ich mag es.

The Green BackPackers
Das kleine und günstige Hostel bietet Übernachtungen in Schlafsälen und im Doppelzimmern an. Jeden Freitagabend wird hier gemeinsam gekocht und gegessen.
Nahal Sirpad St 2, Mitzpe Ramon

Hadasaar Natural Living Restaurant
Laut unserer Gastmutter das einzige gute Restaurant in Mitzpe Ramon. Auf der Karte stehen vegetarische und auch glutenfreie Gerichte. Außerdem kann man hier selbst freitagabends noch Gemüse für den Heimbedarf kaufen.
Har Boker 6, Mitspe Ramon

Mitzpe Ramon in Israel
Mitzpe Ramon – etwas über 4000 Einwohner leben hier

Mitzpe Ramon Israel

Mitzpe Ramon in Israel
Machtesch Ramon – der 40 km breite Wüstenkrater

Drei mal Käse bitte, Ziegenkäse! – Frühstück auf der Kornmehl Farm

Wir verzichten auf unser „üppiges“ Frühstück im Hostel, das aus einer Scheibe Brot mit Marmelade besteht. In der Nähe von Sede Boker soll es laut Lonely Planet zwei Ziegenfarmen geben, die für die Etablierung von Gourmet-Ziegenfarmen in der Region stehen. Bei „Gourmet“ meldet sich unser Magen lautstark zu Wort und bereits 45 Minuten später erreichen wir die Kornmehl Farm. Besser gesagt hoppelt unser vermeintlicher Neuwagen mit letzter Kraft die steile staubige Auffahrt hoch, deren Schlaglöcher wie die kleinen Schwestern und Brüdern des Kraters in Mitzpe Ramon wirken. Eine zerfetzte Israel-Fahne flackert im Wind. Leere Ziegenställe und rostige Silos erwarten uns. Nur die vielen Autos geben uns Hoffnung auf ein halbwegs passables Frühstück.

Wir stolpern in die kleine Holzhütte, die Platz für etwa 20 Gäste bietet. Er ist gerappelt voll. An einem Tisch frühstückt gerade eine israelische Gr0ßfamilie. Knapp 20 gefüllte Teller und Schüsseln stehen auf ihrem Tisch, uns läuft das Wasser im Mund zusammen. Wir müssen allerdings noch kurz warten. Zwei schwer bewaffnete Soldaten stehen schon Schlange. Ein ungewöhnliches Bild, ich werde mich in den nächsten paar Tagen halbwegs daran gewöhnen.

5 Minuten später sitzen wir auf Holzbarhockern und erfahren im englischen Menü einiges über die Geschichte der kleinen Farm. Anat und Daniel Kornmehl haben Agrarwissenschaften studiert und Ende der 90er Jahre die Ziegenfarm gegründet. Expertise in der Käserei erlernten sie in Israel und im Käseland Nr. 1, Frankreich. Erfahrung und Qualität zahlt sich aus. Das Essen ist einfach, aber schlichtweg fantastisch. Es gibt hier vieles: Gefüllte Brote mit Käse und Gemüse, Käseplatten, kleinere Vorspeisen, Salate und Nachspeisen. Wir bestellen gefüllte Mini-Paprika, warmes Brot mit Ziegenfrischkäse und zum Nachtisch Knafeh. Letzteres ist ein milder Ziegenkäse, in Engelshaar gehüllt, und mit viel viel Pistazien. Der Weg in die Pampa hat sich mehr als gelohnt.

Kornmehl Farm
Ramat negev regional council. D.N. Halutsa 85515

Ziegenfarm in Israel

Ziegenfarm in Israel

Ziegenfarm Israel

Nach unserem Besuch in der Wüste haben wir auch noch ein paar Tage in Tel Aviv verbracht. Dazu findest du unseren Reisbericht auf dem Blog.